Das Projekt
Einmal mit dem E-Bike durch ganz Deutschland, von Nord nach Süd. Wozu hat man schließlich den Motor?
Ich wollte einfach mal diese lange Strecke von der Nordsee bis nach München, die ich schon öfters mit der Bahn an einem Tag gefahren bin, physisch erleben. Auf dem Fahrrad er-lebt man die Gegend, durch die man fährt. Und dabei bin ich durch für mich unbekannte, unspektakuläre und trotzdem schöne Gegenden Deutschlands gekommen. Außerdem hat mich einfach mal interessiert, wie schnell ich vorwärts komme und wieviel Strom ich „tanken“ muss.
Die Umsetzung
Ich habe mir nicht die kürzeste Strecke ausgesucht. Ich hätte auch noch schneller fahren können, aber ich wollte bestimmte geografische Punkte oder Gegenden sehen. Zum Beispiel die dänische Grenze, die Nordseeküste oder die Wartburg in Eisenach. Außerdem habe ich die Strecke entlang von offiziellen Radrouten geplant: Nordseeküstenradweg, Leineradweg, Werraradweg. Das hat einerseits den Vorteil, dass man hier auf verkehrsarmen Wegen fährt und speziell an der Werra die Mittelgebirge ohne große Steigungen durchquert. Quartiere wurden nicht vorgebucht. Durch das Bett-und-Bike-Verzeichnis des ADFC und HRS habe ich immer eine Unterkunft gefunden. In Meiningen habe ich die Tour unterbrochen und später fortgesetzt, nachdem ich zwei Tage im Regen gefahren war und keine Besserung in Sicht war.
Karte
Karte einfach mit der Maus oder einem Finger bewegen um sie zu verschieben.
Zoomen mit dem Mausrad, den +/- Tasten in der Karte oder mit zwei Fingern.
Technisches
Außer dem Übernachtungsgepäck hatte ich zwei Akkus (2x 288 Wh) und das Ladegerät dabei. Es gab keine einzige technische Panne, nicht mal einen Platten. Die Motorunterstützung war meistens auf „Tour 1“ eingestellt. Dabei gibt der Motor 60 Prozent der eingespeisten Muskelenergie zu – ein guter Kompromiss zwischen Reichweite und Erleichterung.
Streckenabschnitte
Strecke | Distanz | Laden | Energie | Bemerkung | |
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1. Tag | Flensburg – Dagebüll | 99 km | 365 Wh | 3,68 Wh/km | Rückenwind Flensburg-Dagebüll |
2. Tag | Dagebüll – Glückstadt | 175 km | 767 Wh | 4,35 Wh/km | teils kräftiger Gegenwind |
3. Tag | Glückstadt – Schneverdingen | 113 km | 510 Wh | 4,51 Wh/km | |
4. Tag | Schneverdingen – Elze | 155 km | 657 Wh | 4,10 Wh/km | |
5. Tag | Elze – Witzenhausen | 128 km | 536 Wh | 4,12 Wh/km | |
6. Tag | Witzenhausen – Eisenach | 107 km | 560 Wh | 5,23 Wh/km | ab hier wird's hügelig |
7. Tag | Eisenach – Dorndorf | 69 km + 8 | 359 Wh | 5,20 Wh/km | 8 km Ausflug zur Wartburg |
8. Tag | Dorndorf – Meiningen | 67 km | 369 Wh | 5,19 Wh/km | Unterbrechung wegen Regen |
9. Tag | Meiningen – Masserberg | 84 km | 569 Wh | 6,77 Wh/km | 400 Höhenmeter Eisfeld – Masserberg |
10. Tag | Masserberg – Ebing b. Bamberg | 116 km | 410 Wh | 3,53 Wh/km | längere Bergabfahrt vom Rennsteig |
11. Tag | Ebing b. Bamberg – Hilpoltstein | 130 km | 544 Wh | 4,18 Wh/km | |
12. Tag | Hilpoltstein – München | 166 km | 647 Wh | 3,90 Wh/km | |
Gesamt | 1415 km | 6223 Wh | 4,2 Wh/km |
Erkenntnisse
Für die gesamte Strecke habe ich 6,2 kWh elektrische Energie „getankt“. Vergleichsgröße: 1 l Super-Benzin E10 hat den Energieinhalt von 8,7 kWh (Quelle: Deutsche Energie-Agentur. Positionspapier: Transparente Preisinformation für einen Kraftstoffmarkt im Wandel, Seite 4. Abgerufen am 28.05.2015).
Meine persönliche Erfahrung: Fahren mit dem Pedelec ist (für mich) genauso anstrengend wie mit dem motorlosen Fahrrad. Aber man kommt schneller vorwärts. Während ich bei Touren mit dem Trekking-Rad und mit Übernachtungsgepäck ca. 80 bis 100 km pro Tag fahre, sind es mit dem Pedelec bis 150 km pro Tag.
Update 02.08.2017: Ein Tesla Modell S hat auf einer Reise vom Nordkap nach Spanien 16,9 kWh/100 km gebraucht. Bei meiner Fahrt waren es 0,4 kWh/100 km.
Der BMW i3 verbraucht zwischen 13,1 und 13,6 kWh/100 km. Er käme also mit den 6,22 kWh, die ich für ca. 1400 km „getankt“ habe, gerade einmal 50 km weit.