Der normale Münchner fährt am Wochenende gen Süden. Warum also nicht mal in den Norden fahren? Das Ziel lautet diesmal Kloster Scheyern. Der Biergarten sah im Vorbeifahren aus dem Auto so gemütlich aus. Den muss ich mir mal näher ansehen.
Gleich zu Anfang geht es in Feldmoching mit einer Umleitung los. Die Unterquerung des Autobahnringes ist gesperrt. Ein LKW hat versucht, zwei kollidierenden PKWs auszuweichen. Dabei ist er ins Schlingern geraten und hat die rechte Leitplanke durchbrochen. Der Auflieger hing halb von der Brücke. Als ich die Stelle aus einiger Entfernung sehe, hängt der LKW gerade kopfüber an einem Kran.
Nach Überquerung der Amper verlässt man die Münchener Schotterebene. Nun geht es über sanfte Hügel ständig auf und ab. Mitunter sind aber auch weniger sanfte Steigungen dabei. Das geht in die Waden, ist aber ein guter Trainingsauftakt für die neue Saison. Nach knapp drei Stunden ist Scheyern erreicht. Hier sollen die Vorfahren der Wittelsbacher herkommen. Als Ausgangspunkt gilt um das Jahr 1000 der Markgraf Otto I. von Scheyern. Aber schon 1124 verlegte Otto V. von Scheyern den Familiensitz auf die Burg Wittelsbach in Aichach bei Augsburg.
Die Klosterschänke hat natürlich mit dem Kloster schon lange nichts mehr zu tun und ist ein veritables Profit-Center. Die Speisekarte bietet über das übliche bayerische Einerlei hinaus wenig Abwechslung. Da ich Schweinebraten und Ente erst vor kurzem gegessen habe, wage ich einen Versuch mit dem Lendensteak vom Milchkalb. Vielleicht liegt’s ja an dem sog. „Hopfenspargel“, dass der Teller stolze 25 Euro kostet? – Mir wird ein übersichtliches Essen mit einem handtellergroßen Stück Fleisch serviert. Der Hopfenspargel entpuppt sich als Sprossen von der Hopfenwurzel: dünne weiße Stengel, die eigentlich nach nichts schmecken, aber wenigstens nicht holzig sind. Die Soße dazu ist eine Standard-Bratensoße, vermutlich aus der Packung. Und die zerlassene „Nußbutter“ zum „Spargel“ hätte ich zuhause auch selbst hinbekommen.
Aufgrund dieser kulinarischen Enttäuschung ändere ich meine Reisepläne und beschließe, die Rückfahrt mit einem Umweg über Freising zu verbinden. Dort gibt es nämlich das wunderbare Café Central – eine wunderbare Wiedergutmachung für diesen gastronomischen Reinfall.
Der Weg nach Freising führt über Ilmmünster mit kurzer Besichtigung der örtlichen Kirche, dann überquere ich die Ilm. Noch so eine Enttäuschung. „Pfaffenhofen an der Ilm“, da stellte man sich einen ordentlichen Fluss vor. Stattdessen ist es ein Rinnsal. Zwei heftige Steigungen sind zu überwinden, aber dann geht es in geschwinder Fahrt nach Freising rein. Und Café Central enttäuscht mich nicht: Die Jamaica-Birnentorte ist ein Gedicht! Von Freising weiter über den „üblichen“ Isar-Radweg sind es dann nochmal gut 30 km heimwärts nach München.
- Datum: 11.April 2015
- Entfernung: 117 km
- Anstieg: 410 m
- Fahrzeit: 9:00 h, davon ca. 2,5-3 h Pausen und Fotostopps