Wirklich in die Irre wird man von einem GPS-Gerät natürlich nicht geleitet. Mit der Überschrift meine ich eher, dass Garmin wirklich irre „Features“ in sein Top-Modell Edge 1000 einprogrammiert hat.

Die Routing-Funktion verwenden die wenigsten Nutzer, weil die GPS-Geräte meistens irgend eine untaugliche Strecke berechnen, z.B. einfach die größten Straßen verwenden statt einer Radroute. Deswegen muss man Zwischenziele eingeben, um das Gerät zu einer bestimmten Strecke zu zwingen. Das ist aber in der Planung recht aufwändig. Und wenn man im Gelände steht und nur ein Teilstück einer geplanten Route abfahren möchte merkt der Garmin Edge 1000 nicht, wenn man eine Route nicht von Anfang an, sondern irgendwo unterwegs beginnt. Dann lotst einen das Gerät immer zum ersten Zwischenziel. Und wehe, man lässt ein Zwischenziel aus, indem man z.B. eine Abkürzung fährt. Dann ist es vorbei mit Richtungspfeilen und Abbiegehinweisen. Aber selbst wenn man sich perfekt nach dem Gerät richtet, kann es passieren, dass Zwischenziele zum Ziel werden und das Routing plötzlich aufhört. Also: absolut unbrauchbar. Wenden wir uns den Strecken, im GPS-Jargon „Tracks“ zu.

Abbiegehinweise – ein Sicherheitsrisiko

Eine viel gepriesene Neuerung der Edge-Serie sind die Abbiegehinweise, die das Gerät anzeigt. Vor einer Kreuzung/Richtungsänderung springt der Edge in eine Detailansicht und zeigt eine Abbiegeanweisung. Das sieht auch schick aus – wenn es funktioniert.

Garmin Edge 1000: korrekter Abbiegehinweis
Garmin Edge 1000: Abbiegehinweis

Fällt Dir etwas auf? – Mein Standort (blauer Pfeil) ist schon fast 100 m hinter der Ecke und die Werte „Distanz zum Punkt“  und „Zeit bis Punkt“ stehen schon lange auf Null. Gleich wird mein Standort den Bereich der Anzeige verlassen, aber der Edge schaltet die Darstellung nicht wieder zurück in den Streckenmodus. Das dauert zwischen 20 und 60 Sekunden. Wenn während dieser Zeit eine weitere Abbiegung erfolgt, ist das ein Problem.

Blindflug: eigener Standort schon lange außerhalb der Anzeige.
Blindflug: eigener Standort schon lange außerhalb der Anzeige.

Aber oft wird die Detailansicht fürs Abbiegen falsch dargestellt:

Links abbiegen? Wo denn?
Links abbiegen? Wo denn?

 

Hallo? Wo sind wir denn hier?
Hallo? Wo sind wir denn hier?

 

Also: nette Idee, aber schlecht umgesetzt. Wenn man mitten auf einer Kreuzung oder einem Kreisverkehr sehen will, wie’s jetzt weitergeht, sieht man meistens: nichts! Dann muss man auf „Zurück durch Tippen“ drücken. Das ist gerade an Kreuzungen, wo man die volle Aufmerksamkeit für die umgebenden Fahrzeuge braucht, sehr gefährlich.

In den Blindflug geht man auch, sobald man von der vorprogrammierten Strecke abweicht. Dann kommt der Hinweis „Streckenabweichung“ und der Bildschirm friert ein, bis man die Meldung quittiert hat. Allerdings lässt sich die Streckenabweichungs-Warnung in den Einstellungen generell abschalten.

Noch „besser“ wird’s wenn man wieder auf die Strecke trifft: Dann werden alle Abbiegehinweise erneut bereichnet. Das dauert bei einer 60-km-Strecke ca. 3 Minuten. Auch hierbei friert der Bildschirm ein. Abbrechen nicht möglich.

Batterielaufzeit: 3 h 18 min.

Garmin gibt für den Edge 1000 eine Batterielaufzeit von „bis zu 15 h“ an. Diese Angabe ist ebenso gelogen wie die Werte, die die Autohersteller für den Schadstoffausstoß ihrer Fahrzeuge angeben. Viel relevanter als „bis zu“ ist die Angabe von „mindestens“. Also: Bluetooth-Koppelung mit dem Smartphone eingeschaltet, Kartenanzeige in Bewegungsrichtung, Strecken mit Abbiegehinweisen aktivieren, Display-Beleuchtung auf maximale Helligheit. Nach 3 Stunden und 18 Minuten ist der Akku leer. Bei der Display-Einstellung „Automatische Helligkeit“ hält der Akku 5-6 Stunden. In der Stadt wegen der vielen Abbiegehinweise eher kürzer, bei langweiligen Überlandfahrten ohne viele „GPS-Ereignisse“ eher länger.

Und wieso schaltet sich das Gerät eigentlich EIN, wenn man nach dem Aufladen die Stromversorgung trennt? – Diese Logik kann ich einfach nicht verstehen, denn wenn man den Edge zum Aufladen an den USB-Anschluss eines PCs hängt und den PC abschaltet, dann schaltet sich der Edge ein. Am nächsten Morgen ist die frisch aufgeladene Batterie komplett leer.

Zwei Tasten – wozu?

In Zeiten von Touch-Screens sind echte Tasten ein rares Gut. Der Edge 1000 hat zwei davon auf der Vorderseite. Mit der einen startet man die Aufzeichnung einer Tour, mit der anderen eine neue „Runde“. Aber mal ehrlich: Wer, außer Bahn-Radlern fährt dauernd im Kreis, um irgendwelche Runden zu absolvieren? – Ein weltfremdes Konzept. Viel sinnvoller wäre, wenn man die Wirkung der Taste in den Einstellungen konfigurieren könnte, um z.B. auf Tastendruck die Kartenansicht zu aktivieren oder aus den tief verschachtelten Menüs auf den Home-Screen zurückzukommen. Schade – eine verpasste Chance.

Hardware top, Software schrott

Fazit: Der Edge 1000 ist ein schönes, robustes Outdoor-Gerät. Seine Software ist „quick and dirty“ programmiert und nicht ausgereift. Bei Firmware-Updates gibt es immer wieder gravierende Fehler.

 

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