Der kleine Ort Bovec ist die Touristen-Hauptort des slowenischen Soča-Tals – hauptsächlich wegen der Kanufahrten und des Raftings. Aber auch für Wanderungen und Mountainbike-Touren gibt es schöne Ziele. Zunächst gibt es da einen Weg durch das Tal, der dem Lauf des Wassers flussabwärts folgt. In rund zweieinhalb Stunden (inklusive Fotostopps) erreicht man den Ort Trnovo ob Soči. Von einem „gemütlichen“ Flussradweg kann allerdings keine Rede sein. Kaum ist in Log Čezsočki die letzte Siedlung verlassen, wird es steinig. Mit meinem ungefederten Rad sind kaum mehr als 10 km/h drin. Außerdem ist ein Abschnitt dabei, bei dem sinnlose 120 Höhenmeter überwunden werden müssen, und zwar überwiegend schiebend, weil der Weg so steil und schlecht beschaffen ist. Mitunter ist auch fast überhaupt kein Weg mehr da – es geht einfach durchs Gebüsch. Da man mit dem Fluss auf diesem Abschnitt auch nicht in Berührung kommt, hält sich der landschaftliche Reiz in Grenzen. Der Rückweg über die Straße ist dann fast schon eine Erholung, auch wenn der Autoverkehr natürlich stört.
Viel schöner lässt sich die Tour nach Kobarid über einen Pass in eines der Nachbartäler an. Zunächst geht es wieder ein Stück Straße entlang Richtung Italien. Kurz vor der Grenze zweigt ein Schotterweg in die Berge ab. Dieser Weg zieht sich in Serpentinen den Pass hoch und wird auch von (wenigen) Autos befahren. Rund 9 km geht es die Schotterstrecke hinauf, bis ein Sattel erreicht ist, der die beiden Täler verbindet. Eigentlich wollte ich von hier einem Höhenweg hoch oben am Berg folgen. Da dieser Weg aber schnell schlechter wurde, bin ich angesichts meiner gestrigen Erfahrungen mit Waldwegen doch lieber umgekehrt und die Schotterstrecke auf der anderen Seite weiter und bergab gefahren. Auch hier wurden Material und Hinterteil allerdings arg strapaziert. Eineinhalb Stunden für 11 km bergab sprechen für sich. Na gut, ein paar Mal Halt gemacht fürs Fotografieren habe ich natürlich, aber die reine Fahrzeit betrug auf jeden Fall über eine Stunde. Insgesamt kann man sagen, dass solche Schotterstrecken in Slowenien nicht mit den gepflegten Feinschotter-Naturbelägen in Österreich oder Deutschland vergleichbar sind. Eher schon mit einem Flussbett.
Im Tal trifft man dann in der kleinen Ortschaft Sedlo auf eine wenig befahrene Straße, die nach Kobarid führt. Außer in den Ortschaften Bovec, Žaga und Kobarid gibt es keine Kioske, Cafés oder Restaurants. Es ist doch alles recht menschenleer. In Kobarid kann man sich immerhin stärken. An einem Hügel über dem Ort befindet sich eine monumentale Gedenkstätte mit Gebeinen vieler italienischer Soldaten, die hier im ersten Weltkrieg gefallen sind. Sinnlos gestorben, nur um ein paar Quadratkilometer namenloser Täler zu erobern, die Italien dann zum Ende des zweiten Weltkriegs wieder abgab. Die Wandmalereien in der Kirche des Heiligen Antonius, die über dem ganzen Mahnmal trohnt verdeutlichen die Schrecken des Krieges, hinterließen bei mir durch ihre militaristischen Darstellungen aber irgendwie ein zwiespältiges Gefühl.
Über die Staatsstraße geht es auf komfortablem Asphalt zurück nach Bovec, allerdings begleitet vom Autoverkehr. Zwar ist die Straße die Lebensader von Bovec, da der Ort aber klein und der Tourismus noch nicht so ausufernd ist, ist das erträglich.
- Bovec – Trnovo ob Soči – Bovec
- Datum: 27. Juni 2016
- Entfernung: 35 km
- Fahrzeit: 3:15 h
- Anstieg: 430 hm
- Bovec – Kobarid – Bovec
- Datum : 28. Juni 2016
- Entfernung: 72 km
- Fahrzeit: 7:15 h mit Pausen
- Anstieg: 1500 hm