In Fahrradbroschüren sind stets lächelnde Radfahrer bei schönstem Wetter zu sehen. In der Wirklichkeit ist das keineswegs immer so. Und nicht jede Fahrradtour läuft ab wie geplant. So wie diese hier.
Wir hatten vor, von der Elbequelle aus 10 Tage lang die Elbe abzufahren, vielleicht bis Dresden. Ganz entspannt, denn in Tschechien gibt es viel zu sehen. Die kleinen Städtchen haben viel alte Bausubstanz, kann kann man Kirchen, Schlösser und Burgen besichtigen und am Abend gut böhmisch essen und ein süffiges Bier dazu trinken. Die Wettervorhersage war zwar nicht so besonders gut, aber davon sollte man sich nicht gleich abschrecken lassen. Ich habe schon oft erlebt, dass die Vorhersage schlecht war und das Wetter dann garnicht so schlimm wurde.
Was mir völlig unverständlich ist: die meisten Radführer für die Elbe, die es bei uns gibt, beginnen erst ab der Grenze in Bad Schandau oder in Dresden. Aber natürlich entspringt die Elbe in Tschechien, im Riesengebirge. Da muss man also hin, wenn man den Fluss vollständig „machen“ will. Das Riesengebirge liegt an der Grenze zwischen Tschechien und Polen und der Begriff „Gebirge“ ist etwas übertrieben, denn es handelt sich um ein Mittelgebirge wie etwa den Bayerischen Wald oder den Harz. Die Bahnverbindungen ins Riesengebirge sind zwar etwas umständlich, aber immerhin hat Tschechien ein wesentlich dichteres Bahnnetz als Deutschland, so dass auch viele kleinere Orte erreichbar sind. Für Fahrradfahrer war bei unserer Reise immer spontan Platz und die Züge sind pünktlich. Umsteigeverbindungen klappen zuverlässig.
Die Reise nach Vrchlabi (Hohenelbe) am Fuß des Riesengebirges dauert von München aus einen Tag. Von hier aus führt eine 10 km lange Straße stets ansteigend in den Wintersportort Špindlerův Mlýn (Spindlermühle), wo sich viele Hotels und Unterkünfte befinden. Die Straße kann man radeln, oder man kann die Rad- und Wanderbusse des Riesengebirges nutzen, die in Vrchlabi einen zentralen Umsteigepunkt haben. Nach einer Übernachtung in Vrchlabi begaben wir uns zum Busbahnhof. Nach und nach trafen mehrere Busse mit Fahrradanhängern ein, jeder mit 20 bis 50 Fahrradständern – und wir waren angesichts des Regenwetters die einzigen Fahrgäste. In Spindlermühle regnete es dann so stark, dass uns nichts anderes blieb, als fast den ganzen Tag im Hotel abzuwarten.
Wanderung zur Elbequelle
In Spindlermühle kann man entweder eine Mountainbike-Strecke zur Elbequelle hochfahren oder eine Teilstrecke mit dem Sessellift zurücklegen und wandern. Beides ist ein Tagesausflug. Der Höhenunterschied beträgt etwa 650 m, wobei die zu überwindende Höhendifferenz einiges größer ist, da es zwischendurch auch immer wieder bergab geht. Die Aussicht auf dem Kamm des Riesengebirges wäre sicherlich sehr schön gewesen, wenn wir nicht ständig in Wolken gewesen wären… Immerhin sind wir während der Wanderung nicht eingeregnet. Bei der anschließenden Radfahrt von Spindlermühle wieder zurück nach Hohenelbe regnete es dann aber wieder. Auf der Landstraße ist das nochmal doppelt unangenehm.
Am folgenden Tag war der Himmel plötzlich klar, dafür war es eiskalt. Aber schon schon gegen Mittag war es wieder zugezogen und begann erneut zu regnen, sodass wir uns nach nur 36 km in Dvůr Králové wieder ein neues Quartier suchten. Bis Dvůr Králové muss man weniger bis mittelstark befahrene Landstraßen fahren, ab dann beginnt ein gut ausgeschilderter Elberadweg, der meistens auch abseits der größeren Straßen verläuft. Im nächsten Abschnitt von Dvůr Králové nach Hradec Králové mit Regenpause in Jaroměř kommt man am sehenswerten Schloss und Hospital Kuks vorbei. Das Schloss kann man nur im Rahmen einer Führung besichtigen, aber diese Zeit haben wir uns genommen – auch, wenn sich die Regenwolken schon wieder bedrohlich auftürmten. Bei Jaroměř befindet sich die alte Garnisionsstadt Josefov, die einen streng geometrischen Grundriss hat. Den kurzen Abstecher nach Josefov sollte man machen, die heruntergekommen Gebäude haben etwas gespenstisches.
Die nächste größere Stadt, Hradec Králové (Königgrätz) hat eine sehenswerte Altstadt, die auf einem höhergelegenen Felsenplateau liegt und einige interessante Jugendstilgebäude. Ansonsten setzte aber wieder Dauerregen ein, weshalb wir ab hier wieder die Heimreise antraten.
- Datum: 10. bis 14. September 2017
- 1. Tag: Vrchlabi – Špindlerův Mlýn | 10 km
- 2. Tag: Špindlerův Mlýn Elbetal | 14 km
- 3. Tag: Špindlerův Mlýn – Pramen Labe – Vrchlabi | 20 km Wandern, 10 km Rad
- 4. Tag: Vrchlabi – Dvůr Králové | 37 km
- 5. Tag: Dvůr Králové – Hradec Králové | 45 km