Mit dem Erreichen der tiefer gelegenen Karstlandschaft hat sich auch das Klima geändert: Es ist deutlich heißer geworden. Die Tagestemperaturen bewegen sich zwischen 33 und 35 Grad. Außerdem gibt es weniger schattenspendende Wälder. Deshalb ändere ich meinen ursprünglichen Plan, bis nach Piran auf der Halbinsel Istrien zu fahren und kürze nach Triest ab. Diese Abkürzung hat obendrein den Charme, dass man praktisch ohne Umweg am Gestüt von Lipica vorbeikommt.
In Lipica wurden einst die Lipizzaner für die Spanische Hofreitschule in Wien gezüchtet. Seitdem die Pferde im ersten Weltkrieg aus Lipica evakuiert wurden, hat Österreich eine eigene Zucht. Von diesem Verlust hat sich das Gestüt in Lipica erst nach langer Zeit wieder erholt. Die Gäule bekommt man aber fast nur zu sehen, wenn man die offiziellen Dressurvorführung besucht. Allerdings konnte ich auf dem weitläufigen Gelände dann doch noch eine Herde entdecken. Die Koppeln sind so groß, dass die Tiere fast wie im Freien leben. Es sind sehr agile und lebhafte Tiere. Da wird auch schnell mal untereinander ausgeschlagen.
Lipica liegt genau an der Grenze zwischen Slowenien und Italien. Wenn man den ehemaligen Grenzübergang passiert hat, kommt man nach ca. 1 km in der Ortschaft Basovizza an. Von hier könnte man direkt auf steiler (und stark befahrener) Straße nach Triest hinunterrauschen. Viel schöner ist aber der Umweg über Draga und dann über die „Pista ciclopedonale“, die auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Triest – Herpelje verläuft, auf der der Bahnverkehr schon 1958 eingestellt wurde. Der Anfang in Draga ist allerdings schlecht beschildert. Ohne GPS findet man den Einstieg kaum. Dann aber geht es – zunächst auf recht grobem Schotter, dann geteert, in gleichmäßigem Gefälle über Viadukte und durch Tunnels hinab nach Triest. Dabei hat man immer wieder tolle Ausblicke von den Karst-Bergen auf die Adria und die Stadt Triest.
Triest ist eine lebhafte, mittelgroße Stadt mit repräsentativer K&K-Architektur in der Altstadt. Die Piazza G. Oberdan ist der Knotenpunkt für den öffentlichen Verkehr in Triest. Von hier gibt es sogar stündliche Bike-Bus-Verbindungen nach Opicina und Bassovizza, also auf die etwa 400 m höher gelegene Karst-Ebene. Nach Opicina lohnt sich ein Ausflug – diesmal nicht mit dem Rad – schon allein wegen der historischen Tram „Linea 2“. Sie ist ein technisches Unikum, weil der Wagen über eine Steilstrecke wie eine Bergbahn an einem Seil hochgezogen wird. Von oben hat man einen schönen Blick auf Triest.
- Postojna – Lipica – Triest
- Datum: 26. August 2015
- Entfernung: 70 km
- Anstieg: 450 hm